
Programm
Der von der Community proklamierte Begriff „Post-Ost“ ist aus der dringenden Notwendigkeit einer Selbstermächtigung entstanden.
Das neue Ost*Post-Café ermöglicht einen persönlichen Austausch von in Österreich lebenden (post-ost-)migrantischen Vertreter*innen unterschiedlicher Generationen: Wie können Personen aus dem ehemaligen Ostblock und Ex-Jugoslawien an diskriminierenden Erfahrungen und intersektionalen Ausschlussmechanismen gemeinsam wachsen? Wie können Fragmente eigener Biografien und gelebte Expertisen zu Empowerment beitragen?
Durch die Sichtbarmachung gemeinsamer Anliegen sowie radikaler Verschiedenheiten sollen Visionen im Umgang mit der Post-Ost-Debatte angeregt werden.
Milan Mijalkovic, Architekt, Künstler und Autor, Wien/Skopje/Belgrad
Moderation: Małgorzata Oliwa, Lektorin, Kunstpädagogin, Akademie der bildenden Künste Wien
Anmeldung: m.oliwa@akbild.ac.at
Livestream: https://youtube.com/live/HfsUH48UEJ8
Das Proletariat wird gesellschaftsfähig, wenn es von privilegierten Klassen imitiert werden kann, als künstlerisches Zitat tauglich oder als soziales Experiment erfahrbar ist. Das Spiel mit Symbolen und Codes ist vielschichtig: Bobos erfreuen sich in authentisch abgeranzten Beisln an Taschen mit Aldi-Logos für mehrere hundert Euro. Studierende aus der Oberschicht frönen dem „Poverty Chic“ und zeigen, dass sie reich genug sind, um es sich leisten zu können, arm auszusehen.
Welche Rolle spielt die Vereinnahmung von Lebensweisen und Symbolen der Arbeiter*innenklasse in der Kunst, der Musik und im Theater? Welche unterschiedlichen Zugänge sind möglich? Gibt es Kulturformen, die klassenverbindend sind?
Stefanie Sargnagel, Autorin, Cartoonistin, Wien
Livestream: https://youtu.be/ytdHtKu6djA
Was für ein Selbstverständnis von Kunst, von Gesellschaft ist möglich, wie kann unsere Einbildungskraft gefasst werden, und wie kann sie heute wirksam sein, nachdem die Realität von Auschwitz als unüberbrückbarer Abgrund das Denken wie die Kultur bestimmt?
Ausgehend von Adornos einflussreichem Diktum, was Kultur nach Auschwitz überhaupt sein könne, nimmt Sabine Kock zentrale Argumentationen von Adorno und Horkheimer, Arendt, Lyotard, Kofman und Didi-Huberman in den Blick: Einbildungskraft ist eine unabdingbare philosophische Kategorie und gesellschaftliche Kraft, Kant erweist sich dabei als zentrale Referenz.
Sabine Kock, Philosophin und Kulturwissenschafterin, Wien
Moderation: Sabine Prokop, VfW, Wien
Sabine Kock, Topografie der Einbildungskraft. (Re-)Lektüren aus dem Diskurs des Gedenkens, Wien: Passagen Verlag 2022
In Kooperation mit dem Verband feministischer Wissenschafteri*nnen.
Livestream: https://youtu.be/Pbs92BtkBGA
50 Jahre nach der Ölkrise und 51 Jahre nach dem Bericht „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome diskutieren wir über Abbruchmoratorien, CO2-Bilanzen und eine mögliche Architektur der Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft, die den Wachstumsimperativ korrigiert. Das legt die Fragen nahe: Warum erst jetzt? Was haben wir versäumt?
Denn bereits in den 1970er Jahren wurden von Architekt*innen Gegenpositionen zum Abbruch-und-Neubau-Paradigma des Bauwirtschaftsfunktionalismus der Nachkriegszeit formuliert. Am Wiener Spittelberg und in Berlin-Kreuzberg wurden die drohenden Kahlschlagsanierungen durch Bürgerinitativen abgewendet und die sanfte Stadterneuerung eingeführt – in Wien unter initiativer Beteiligung der ÖGFA. In Folge des gesellschaftlichen Umbruchjahrs 1968 wurden kollektive Wohnformen entwickelt, die oft von ökologischen Grundgedanken getragen wurden.
Wie unterscheiden sich die Lösungsvorschläge und die Ideen von damals und heute? Was wurde erreicht, und was ist gescheitert? Warum gerieten die Ökologiediskurse in der Architektur in den 1980er und 1990er Jahren weitgehend in Vergessenheit, und wie haben sich die Bedeutungen von Klima und Ökologie in der Architektur geändert? Wo können wir heute wieder anknüpfen? Welches Wissen der Vergangenheit lässt sich dafür nützen?
Rudolf Kohoutek, Architekt, Stadtforscher, Autor, Wien
Brigitte Redl-Manhartsberger, Zeichnerin, Architekturvermittlerin, Grüne Aktivistin, Wien
Fritz Waclawek, Architekt, Wien
Kollektiv AKT, Architekturkollektiv, Wien
Marie-Theres Okresek, Gründungsmitglied bauchplan ).(, München/Wien/Köln
Moderation: Maik Novotny & Andreas Vass, ÖGFA, Wien
Eine Veranstaltung der ÖGFA – Österreichische Gesellschaft für Architektur.
Anmeldung: www.oegfa.at
Kann Musik „mit anderen Ohren“ gehört werden? Die Komponistin und künstlerische Forscherin Pia Palme stellt ihr aktuelles Buch vor und berichtet von ihrer Arbeit über die Fragilität der Klänge. Ihre These ist, dass eine feministische und ökologische Grundhaltung persönliche Hörgewohnheiten verändern kann. Das Hintergrundrauschen wird wahrgenommen, ein Raum in seiner Tiefe ausgelotet.
Pia Palme, Komponistin, Performerin, Wien
Irene Lehmann & Pia Palme (Hg.), Sounding Fragilities. An Anthology, Hofheim: Wolke Verlag 2022
Videoscreening: Cryology, Pia Palme 2022, 17 Min.
Livestream: https://youtu.be/KWkKPrKfmoM
Before Ukraine was invaded by the Russian aggressor, an emerging cultural life was flourishing. During this genocidal war, many art institutions have been working on programs under extremely brutal conditions, helping to keep a civil society and a cultural perspective alive. Olga Zhuk and Bozhena Zakaliuzhna will talk about their strategies to stage art in Kyiv and Lviv: Under conditions of war, how is culture possible? What is the meaning of cultural work in this recent context?
Olga Zhuk, Deputy Director Art Arsenal, Kyiv
Bozhena Pelenska, Director Jam Factory Art Center, Lviv
Moderation: Vasyl Cherepanyn, Visual Culture Research Center, Kyiv
Livestream: https://youtu.be/OSctstRPW8I
Kunst und Kultur sind von Machtstrukturen durchzogen. Sichtbar werden Klassenverhältnisse auch in den Ausbildungsstätten: Es sind künstlerische Institutionen selbst,die sich in ihrem Selbstverständnis an ein bürgerliches Publikum richten und Vorstellungen von sozialen Klassen reproduzieren.
Was heißt es, in der Armuts- oder Arbeiter*innenklasse aufgewachsen zu sein und sich als Künstler*in behaupten zu müssen? Existieren überhaupt Stipendien und Netzwerke? Mit welchem Kapital stattet das Künstler*innendasein (auch prekäre) Künstler*innen aus? Und birgt die „Klassenreise“ das radikale Potenzial, das bürgerliche Selbstverständnis zu erschüttern?
Jakob Lena Knebl, Künstler*in und Professor*in, Universität für angewandte Kunst Wien
Jelena Micić, Künstlerin und Kuratorin WIENWOCHE, Wien
Moderation: Julischka Stengele, Künstlerin und Performerin, Wien
Livestream: https://youtu.be/jM5bQAqpRZ4
Auf Einladung der Berliner Wohnbaugesellschaft WoGeHe sollte der belgische Architekt Lucien Kroll 1994 die großdimensionierten Siedlungsformate von Berlin-Hellersdorf überarbeiten. Er entwickelte gemeinsam mit Anwohner_innen einen wilden Rück- und Umbauprozess des downscalings, um das modulare Prinzip der DDR-Großtafelbauweise für die Bewohner_innen adaptierbar zu machen. Leider scheiterte das Vorhaben.
1996 erschien im Pariser Verlag L'Harmattan die kleine französische Dokumentationsbroschüre ENFIN CHEZ SOI, Réhabilitation de Préfabriqués (ENDLICH ZU HAUSE, Sanierung von Fertigteilgebäuden). Eine deutsche Version steht bis heute aus.
Nach einer Posterkampagne und einer Ausstellung in der station urbaner kulturen/nGbK Hellersdorf bereiten die Herausgeber Jochen Becker & Jesko Fezer nun für den adocs Verlag/Hamburg eine kontextualisierte Übersetzung vor. Das Buch macht die Texte und das reiche historische Bildmaterial allgemein zugänglich. Gespräche mit damals Beteiligten, Texte der Herausgeber sowie ein Bild-Essay des Fotografen Arne Schmitt zu Resten in Hellersdorf sowie gebauten Projekten in Belgien und den Niederlanden ordnen den radikalen Planungsvorschlag Krolls in Geschichte und Gegenwart ein. Gestaltung: Madeleine Stöber.
Jochen Becker, Autor, Kurator, Dozent, Berlin
Jesko Fezer, Gestalter, Herausgeber Bauwelt Fundamente, Dozent, Berlin
Moderation: Michael Klein & Christina Linortner, ÖGFA, Wien
Eine Veranstaltung der ÖGFA – Österreichische Gesellschaft für Architektur.
Anmeldung: www.oegfa.at
Die Veranstaltungsreihe Bewährungsprobe stellt zwei künstlerische Positionen aus Wien vor und widmet sich drängenden Fragen zur Kunstproduktion. Unter welchen Arbeitsbedingungen und mit welchem Material entstehen die jeweiligen Zugänge, um im Feld der Kunst die Welt zu verhandeln, die uns umgibt?
Cornelia Mittendorfer arbeitet in teils langfristigen Rechercheprojekten und den Bereichen Fotografie, Text, Video mit performativen Elementen. Ein besonderes Interesse gilt Räumen und ihrer Rolle im Imaginären – nicht nur im Hinblick auf ihr sozio-politisches Erbe.
Seth Weiners Arbeit nutzt eine breite Palette von Medien, in denen er die Lücken zwischen architektonischer Fiktion und sozialer Konvention erforscht, um sowohl tatsächliche als auch imaginäre räumliche Umgebungen zu schaffen.
Cornelia Mittendorfer, Künstlerin, Wien
Seth Weiner, Künstler, Palais des Beaux Arts Wien
Moderation: Johannes Franz-Figeac, Künstler, Wien
Livestream: https://youtu.be/_vZz9OIkSIA
Unbearable future slipping through my fingers is the first episode of the umbrella project “Fiction As A Reality We Missed”. The project navigates the practices of world-making from the state and below. The narrative of this lecture performance speculates the future of the infrastructure of the Egyptian space project and scientific research that portrays the state’s imagination. It weaves shrapnels of archival materials, hearsays, rumors, conspiracies, dreams, and events in order to propose a counter-fiction that might be a space to negotiate hope.
Mohamed Abdelkarim, Phd candidate, Academy of Fine Arts Vienna
In cooperation with PhD in Practice / Academy of Fine Arts Vienna.
Livestream: https://youtu.be/fFV6X1vwTT8